#HeldenTage – Bahnbrechendes Vorspiel

„Helden“ sind eine ziemlich strapazierte und verfahrene Kiste. Historisch belastet, national verbrämt und überhaupt.

Und Helden sind auch eine ziemlich männliche Kiste. Helden riechen nach Hymne und Schweiß. Nach Brückenkopf und Kleingetier, das große Katzen zur Strecke bringt. Doch auch wir wollten Helden werden. Helden der Berge. Männer der Stunde. Träger stahlharter Wadenmuskeln und einer eisernen Disziplin.

Stählen wollten wir uns im Isergebirge in einer erlauchten (alternden) Runde.

Das war der Plan, über den sich unsere Frauen freuten. Endlich ein schönes, ruhiges Wochenende im Garten. Frei von männlicher Schaffensfreude. Geheuchelte Tränen des Abschieds. Hinweg mit Euch, so könnte man zu hören meinen. Denn das (ältere) Frauen traurig sind, wenn sie ihre Ruhe haben können, daran glauben nur verbohrte Illusionisten.

Unsere Anfahrt stand im Zeichen des 9 Euro-Tickets. Also indische Bahnverhältnisse, wobei ich den Indern nicht zu nahe treten möchte. Menschen an grünen Tischen haben es mit dem 9-Euro-Ticket sicher gut gemeint. Das ist unbestritten. Genau so unbestritten ist auch der Erfolg dieser Maßnahme an der Kapazitätsgrenze. Menschen, die immer schon Bahn gefahren sind, sind genervt. Und Menschen, die noch nie Bahn gefahren sind – sind entsetzt.

Man lebt im Bad der fahrenden Menge. Im Schweiß oder auf dem Schoß der Nächsten. Und Fahrräder sind unerwünscht. Absolut unerwünscht. Wir reisten zu fünft. Mit Rädern. Ich hatte das Fiasko, anders als die Menschen am grünen Tisch, im Vorfeld geahnt. Eine Reise mit Rad im Regional-Express+Berufsverkehr, das konnte nur schief gehen. Die Bahn hatte es dann auch rot unter die Verbindungen geschrieben. „Auf eine Reise mit dem Rad soll(te) verzichtet werden!“

Im IC, so der Plan, konnte man dem 9-Euro-Bahn-Wahnsinn und der Radausgrenzung mit gebuchten Stellplätzen entkommen. Allerdings verlangt das Auffinden der Fahrradstellplätze in einem Doppelstock-IC komplexe kognitive Leistungen. Die Bahn hat sich bei ihrer modernsten Flotte, als welchen Gründen auch immer, für eine strikte Vereinzelung der Radreisenden entschieden. Jeder Wagen hat genau einen Stellplatz.

Folgende Hürden sind dabei zu nehmen. Blitzschnelles Erfassen der Wagennummern eines einfahrenden Zuges. Klingt einfach, aber wo genau steht dieses verflixte Nummer? Dann schnell losrennen und vor allem auf der richtigen Seite des Wagons einsteigen. Klingt einfach? Nö! Wir wollten Helden sein und scheiterten zu 50 Prozent. Ich wollte auf den Platz von E. E. kämpfte aufrecht und standhaft um den seinen. R. hatte dafür den meinen okkupiert und wollte nicht weichen. Ich raste zu seinem. Und dann schlugen die Türen auch schon zu. Der Schweiß lief mir in Strömen. Ich hatte versagt und den Zug dreimal rennend passiert. Wer so etwas nicht mag, der sollte lieber zu Hause bleiben. Nur wahre Helden sind für eine solche Challenge geschaffen.

In Dresden waren wir cleverer gewesen. Dort hatten wir T. als Vorhut strategisch platziert. Er bewachte das noch verschlossene Fahrradabteil mit finsteren Blicken. Als das Türlämpchen des Regional-Express grün aufzuleuchten begann, stürmten wir gemeinsam die 7 verfügbaren Stellplätze. Damit war zumindest die Anreise gesichert.

Wir hatten gesiegt! Trotz 9-Euro-Ticket! Trotz Schweiß und der schlaflosen Nacht zuvor. Wir hatten alle Hürden der Bahn genommen und uns heldenhaft bewährt. Das Abenteuer konnte beginnen. Wer die Bahn überlebt, überlebt auch die Berge. Yeah!

Ein Gedanke zu “#HeldenTage – Bahnbrechendes Vorspiel”

Hinterlasse einen Kommentar